Samstag, 15. April 2017

Rund ums Ei: Warum gibt es eigentlich zu Ostern Eier? Der Allrounder klärt mal auf!

Okay - echte Allrounder mit richtigen Eiern in der Hose sind rar. Eierlikör, Weicheier, Rühr- und Spiegeleier kennen wir alle. Also wer geht hier wem warum auf die Eier? Was das Osterei mit Goethe zu tun hat, welche Rolle der Hase spielt, warum man Eier so gut werfen kann und weshalb ein Bundeskanzler mit Eiern beworfen wurde. Und wie der Hase zum Ei kommt. Alles, was Sie schon immer übers Ei wissen wollten, damit Sie mir hier nicht rumeiern:


Warum ausgerechnet Eier? Klar, es ist seit jeher ein Symbol für Fruchtbarkeit und Leben – weswegen es naheliegenderweise in Zusammenhang mit dem Osterfest im Allgemeinen und der Auferstehung Jesu im Besonderen gebracht wird. Das Schlüpfen des Kükens aus dem Ei ist für manche Betrachter vergleichbar mit dem Ausbrechen Jesu aus der Grabeshöhle. Sowohl bei den Griechen und Ägyptern, als auch bei Urchristen war es auch Brauch, Verstorbenen Eier mit ins Grab zu geben, um – auch in Bezug auf die Auferstehung – den Verstorbenen eine ebensolche zu ermöglichen.

Im Mittelalter durften in den sechs Wochen Fastenzeit neben Fleisch auch keine Eier verzehrt werden. Was die Hühner natürlich trotzdem nicht davon abhielt, Tag für Tag ein neues zu legen. Doch wohin mit dem verschmähten Nahrungsmittel – das auch noch als besonders heilig galt, wenn es aus der Karwoche stammte? Um diese Eier für einen längeren Zeitraum haltbar zu machen, wurden sie vorsorglich hart gekocht. Und um einer Verwechslung mit frischen Eiern vorzubeugen, in Farbe getaucht. Das damals bevorzugte Rot sollte an das Blut Christi erinnern. Längst erstrahlen Ostereier in sämtlichen Farben, die je nach Region traditionell eine unterschiedliche Bedeutung innehaben. Die Farbe Gelb kann den Wunsch nach Erleuchtung repräsentieren, Grün Jugend und Unschuld verkörpern und Orange Kraft und Ehrgeiz symbolisieren. Mittlerweile verfahren jedoch wohl die meisten nach der Prämisse: Hauptsache schön bunt. Denn je strahlender die Schale, umso eher wird das Ei schließlich in seinem Osterversteck gefunden.

Dass das Ostereiersuchen populär wurde, liegt an Deutschlands Dichterfürst: Johann Wolfgang von Goethe selbst fand – trotz einer nicht sonderlich christlichen Lebenseinstellung --, großen Gefallen an diesem Zeitvertreib. Mit 27 Jahren begann er, in seinem Garten in Weimar alljährlich die Kinder seiner Freunde und Bekannten zum Eiersuchen einzuladen; später richtete der Schriftsteller das Spektakel für seine Kinder und Enkelkinder aus. Eine Tradition war geboren.

 

Wie der Hase zum Ei kommt – und ins Wattenmeer

Was aber immer noch nicht erklärt, wie der Hase schlussendlich zum Ei kam. Das hat angeblich mal wieder alles mit dem lieben Geld zu tun: Früher wurden traditionell am Gründonnerstag Schulden beim Gläubiger getilgt – und Zinsen häufig mit Eiern und Hasen beglichen. Doch das ist nur eine mögliche Erklärung. Denn das Hasentier war immer schon mehr als ein köstlicher Braten im Ofen. Aphrodite, der griechischen Göttin der Liebe und der Schönheit, wurde der Hase ebenso als Symboltier zugeordnet wie der germanischen Fruchtbarkeitsgöttin Ostera. Was dazu passt, dass Hasen sich wie die sprichwörtlichen Karnickel vermehren und jährlich rund 20 Junge zur Welt bringen. Und im Byzantinischen Reich stand der Hase tatsächlich für Jesus Christus. Als die Schokoladenindustrie in den ­1950er Jahren schließlich den Hasen für sich entdeckte, war die direkte Verbindung zu Ostern nicht mehr zu bremsen.

Im Übrigen gibt es tatsächlich einen Hasen, der Eier legt: Der Seehase ist (nicht nur) im Wattenmeer beheimatet, hat Flossen statt langer Ohren – und die weiblichen Seehasen produzieren den sogenannten deutschen oder falschen Kaviar. Der wiederum wunderbar zu hartgekochten Eiern passt. 

Im zweiten Leben ein Flugobjekt

Das Ei hat die perfekte Form. Und damit auch die perfekte Flugkurve. Diese Eigenschaft und der buchstäbliche Knalleffekt beim Auftreffen auf ein festes Hindernis machten das Ei zum Mittel der Wahl einer, nun ja, handfesten Protestkultur. Nördlich der Alpen wurden und werden bevorzugt Eier, gerne auch faule, geworfen, während es im mediterranen Raum eher Tomaten sind. Ziel sind zumeist Politiker (des jeweils anderen Lagers). So trafen 1966 die rohen Eier bei einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg die Fassade des Berliner Amerikahauses. Ein Ereignis mit Symbolcharakter: In Deutschland gab es von nun an eine Protestbewegung gegen den „großen Bruder“ USA. Historisch ähnlich einschneidend waren auch die Eierwürfe auf den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl am 10. Mai 1991 während seines Besuchs in Halle. Rückblickend gilt dieses Datum als der Tag, ab dem die deutsche Wiedervereinigung eben nicht mehr nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ war.

Alles klar so weit? Okay - dann eiern Sie bitte hier nicht so rum - und frohe Ostern!

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